Engel

Der Engel (lat. angelus, „Bote“) ist in vielen Religionen ein Wesen, das Gott oder den Göttern zur Seite steht, aber von ihnen unterschieden wird.

Durch alle Kulturen und Jahrhunderte hindurch hat sich die Funktion der Engelgestalten kaum verändert. Sie sind da eingesetzt, wo Vermittlung zwischen einem Gott und den Menschen entstehen soll und vor allem, wo Schutz vonnöten ist.

Die Vorstellung geflügelter Wesen als Mittler zwischen Göttern und Menschen findet sich in Form bildlicher Darstellungen schon um 2250 v. Chr. in Mesopotamien, z. B. auf einem Rollsiegel des Schreibers Adda. Um 1500 v. Chr. reichte die Macht Ägyptens bis in jenes Gebiet, möglicherweise wurde die Idee, Gottheiten oder Schutzgenien mit Flügeln zu versehen, von dort nach Ägypten transportiert.

Etwa um 600 v. Chr. lernten griechische Söldner im Dienste des Pharaos Psammetich I. die ägyptische Monumental-Architektur und Reliefkunst und wohl auch die „Engelsbildnisse“ kennen. Sie ahmten sie nach, und so finden wir um ca. 450 v. Chr. viele Engelsdarstellungen auf Vasen. Viele davon findet man heute im Britischen Museum. Griechische Künstler waren es schließlich, die die ersten Vollplastiken von Engeln schufen, als Nike von Samothrake (Louvre) oder die des Paionius. Der Engel auf den Quadrigen in London oder Paris stellt ebenfalls die Siegesgöttin Nike dar mit Siegeskranz und Palmenzweig. Heute wird diese jedoch zumeist einfach als Engel wahrgenommen.

Erzengel-Michael Erzengel Michael – Foto: Simon Ushakov

Erst im 4. Jahrhundert nach Christus wurde das Christentum zur Staatsreligion. In den ersten drei Jahrhunderten nach Christus sind von den Römern noch viele Mosaike mit schönen Engelgestalten als Fußböden entstanden, die heute beispielsweise in Tunesien zu bewundern sind. Fast nahtlos gehen Engel dann in die Ausschmückungen der frühen byzantinischen Kirchen über (z. B. Ravenna).

Viele Engellehren finden sich außerhalb der kanonischen Bibelschriften. Ein typischer Vertreter dieser im strengen Sinne nichtbiblischen Schriften sind die Chroniken des Henoch, die vermutlich im 3. Jahrhundert vor Christus entstanden sind, sich jedoch aus älteren Quellen speisen. In diesen Chroniken wird ausführlich über Engel, ihre Namen, ihre Aufgaben und ihre charakteristischen Eigenschaften berichtet. Henoch beschreibt in seinen Chroniken seine Reise in die zehn Himmel, wo er das Wirken der Engel sah und dokumentierte. Die Chroniken von Henoch wurden vom Kirchenvater Hieronymus im 4. Jahrhundert nach Christus zu Apokryphen erklärt und ihnen damit der Rang einer Heiligen Schrift aberkannt. Neueste Studien haben ergeben, dass viele Inhalte der Henoch-Texte sich im Neuen Testament wiederfinden.

Anbetung kommt nach Aussagen der Bibel den Engeln jedoch nicht zu (Kolosser 2,18; Offenbarung 19,10; 22,9), sondern es wird gelehrt, dass die Heiligen (alle Gläubigen) die Engel richten werden (1 Kor 6:3). Jesus lehrt, dass in der Auferstehung die Menschen bezüglich Heirat und Unsterblichkeit wie die Engel sein werden (z. B. Lukas 20:35-36). Paulus lehrt ausdrücklich den Übergang des irdischen in den unsterblichen Leib (1Kor 15:51). Während Sacharja 5,9 dahingehend interpretiert werden könnte, dass es auch weibliche Engel gibt, könnte 1. Kor 11,10 den Schluss zulassen, dass die männlichen Engel auch anfällig für die weiblichen Reize der irdischen Frauen im Gottesdienst seien. Woraus sich allerdings resultieren liesse, dass Engel emotional zu Reaktionen fähig sind, was dem Grunddenken über den absolut reinen Engel gewisse Rätsel aufgibt.

Zu allen Zeiten des Christentums hatte der Engelglaube eine zentrale Bedeutung. Allerdings spielen hier konfessionelle Unterschiede eine bedeutende Rolle. Papst Benedikt XVI. sagt: „Die Engel sollten mindestens genauso verehrt werden wie Maria, denn ohne sie wäre vieles in der Bibel nicht möglich gewesen.“ Er nennt zwei Beispiele: „Die Flucht nach Ägypten, als der Engel Josef im Traum erschien und die Verkündigung der Engel, dass Jesus auferstanden sei, dies geschah am Ostermorgen.“ Während die Verehrung von Engeln im Katholizismus und der christlichen Orthodoxie immer positiv beurteilt wurde, stehen die reformierten Kirchen dieser Form der Religiosität eher skeptisch bis ablehnend gegenüber. Anders die lutherischen Kirchen: Der Gedenktag des Erzengels Michael und aller Engel, gefeiert am 29. September, wird zumindest in der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) gottesdienstlich begangen. Zudem enthält die Evangelisch-Lutherische Kirchenagende eine gesonderte Präfation zu diesem Gedenktag.


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