Das Christkind ist eine vor allem in Österreich, in katholischen Regionen Deutschlands und in der Schweiz verbreitete Symbolfigur des Weihnachtsfestes. Erwachsene erzählen Kindern, dass zu Weihnachten das Christkind kommt und heimlich die Weihnachtsgeschenke bringt.
Das Christkind wird häufig als blondgelocktes Kind mit Flügeln und Heiligenschein dargestellt. Umgangssprachlich wird das Christkind häufig mit dem Christuskind, der Darstellung des neugeborenen Christus, verwechselt.
Das Verhältnis zwischen Christkind und Nikolaus als Gabenbringer ist komplex und entwickelte sich widersprüchlich: Eine Entwicklungslinie geht vom Nikolaus zum Christkind, die andere vom Christkind zum Nikolaus.
Darstellung Christkind im 19. Jh. – Foto: Stadt Gottes, Illustrierte Zeitschrift für das katholische Volk, Sammelband 1893
Im Mittelalter wurden die Kinder am Nikolaustag (6. Dezember) oder am Tag der unschuldigen Kinder (28. Dezember) beschenkt; die Bescherung am Heiligabend bzw. am ersten Weihnachtsfeiertag, wie sie heute üblich ist, gab es damals noch nicht. Die Protestanten lehnten jedoch die römisch-katholische Form der Heiligenverehrung –- und damit auch die Verehrung des heiligen Nikolaus –- ab. Daher ersetzte mit hoher Wahrscheinlichkeit Martin Luther im 16. Jahrhundert den Nikolaus durch den „Heiligen Christ“ und verlegte die Beschenkung auf den 25. Dezember. Andernorts wie in der reformierten Schweiz fand die Bescheren bis ins 19. Jahrhundert am Neujahrstag statt. Mit „Heiliger Christ“ war Jesus Christus gemeint, jedoch nicht in der Personifikation des neugeborenen Jesuskindes. Über die Jahre entwickelte sich die Bezeichnung „Christkind“ und die Vorstellung als engelsgleiche Erscheinung. Das Christkind verselbständigte sich zusehends, und die Verbindung zu Jesus Christus wurde immer unklarer. In der reformierten Schweiz wurde es –- entsprechend dem hier (früher) gültigen Bescherungstag –- denn auch zum Neujahrskind. Die engelsgleiche Darstellung hat ihren Ursprung vermutlich in weihnachtlichen Umzugsbräuchen und Krippenspielen, bei denen häufig eine Engelsschar von einem „Christkind“ angeführt wurde. Das Christkind verbreitete sich zunächst im evangelischen Deutschland. Später breitete sich der Brauch ins Rheinland, dann zusammen mit Adventskranz und Weihnachtsbaum nach Bayern und Österreich aus.
Diese Entwicklungslinie wurde aber von zwei entgegenlaufenden gekreuzt: Einerseits wurde das Christkind in Nord- und in Teilen von Mitteldeutschland bei den Protestanten immer mehr vom Weihnachtsmann abgelöst, anderseits verdrängte das Chrindkind in der Schweiz immer mehr den zuvor hier sowohl „katholischen“ wie auch „protestantischen“ Nikolaus (Chlaus). So war es nicht nur in der katholischen, sondern auch in Teilen der reformierten Schweiz im 18. und 19. Jahrhundert nicht etwa das „lutherische“ oder „katholische“ Christkind, sondern der Chlaus (also Nikolaus), der in den Tagen um Weihnachten oder an Silvester die Geschenke brachte. Noch Ende des 19. Jahrhunderts wurde in der reformierten Schweiz das Christkind an manchen Orten als „katholisch“ bzw. als Import aus dem katholischen Süddeutschland empfunden. Im 20. Jahrhundert wurde der Nikolaus jedoch auch hier vom Christkind verdrängt. Somit finden wir heute die Situation vor, dass das Christkind nun hauptsächlich einerseits in überwiegend katholischen Gebieten wie Österreich und Bayern, anderseits aber auch in der benachbarten sowohl katholischen wie reformierten Schweiz verbreitet ist.
Die jüngste Entwicklung ist die zunehmende generelle Ausbreitung des „Weihnachtsmannes“. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts ist neben dem Christkind zunehmend der Weihnachtsmann in Film, Fernsehen und bei der Weihnachtsdekoration anzutreffen, wohl hauptsächlich als Folge des zunehmenden US-amerikanischen Einflusses. Die Rolle des Gabenbringers wird jedoch weiterhin dem Christkind zugeschrieben. Nur im rheinischen Sprachgebiet ist eine echte Verdrängung durch den Weihnachtsmann festzustellen.
Heutige Bedeutung vom Christkind
Das Christkind ist heute, wie der Weihnachtsmann oder der Nikolaus, eine Symbolfigur des weihnachtlichen Schenkens. Traditionell schreiben Kinder vor Weihnachten einen Brief ans Christkind, worin sie ihre Wünsche auflisten. Erwachsene erzählen ihren Kindern, dass es dann im Allgemeinen ungesehen am Heiligabend oder in manchen Regionen auch in der Nacht zum 25. Dezember in die Häuser kommt und die Weihnachtsgeschenke bringt. Früher kam oft eine engelsgleiche Christkind-Darstellerin zur Bescherung in die Familien und mancherorts besteht dieser Brauch auch heute noch. In den letzten Jahren wurde das Christkind immer mehr zu Werbezwecken verwendet, besonders oft als Mädchen mit blondem Haar und blauen Augen.
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